Per Firmen-Postkarte teilt die "Westfälische Drahtindustrie / Hamm (Westf.)" der Firma Wilhelm Nordmeyer in Schmalkalden die Kenntnisnahme der Änderung{3} des Auftrags 24472 durch Postkarte vom 22.10. mit und bestätigt die Ausführung des Auftrags voraussichtlich bis zum Wochenende, wobei der Termin allerdings unverbindlich sei. Vor der Posteinlieferung erhält die Karte am linken Rand noch den Blindabschlag eines sechseckigen Custos-Portokontroll-Stempels mit dem "alten" Ziffernwert "10" (stellvertretend für die Portohöhe von 100.000 Mark). 10 Mark war das Porto für den Ortsbrief in der PP 11 und der Ortspostkarte in der PP 12
Mit dem roten zweizeiligen Einnahmenachweis " M. ........................................ / Nachw. Hamm. (Westf.) 2 " nebst Kopierstifteintrag des Portos "100000" für die Fernpostkarte - allerdings wiederum ohne bestätigendes Namenszeichen des des Postbediensteten - und dem Tagestempel vom 25.10.23 geht auch diese Karte vom Postamt Hamm (Westf.) 2 auf den Postweg nach Schmalkalden.
{3} Kein Zahlungsaufschub oder Auftragsabbruch war der Grund für die Sistierung{4} des Auftrags, sondern nichts anderes als eine neue Versandadresse (Liefersnschrift).
Die 1856 von Carl Hobrecker als "Drahtwerk Hobrecker, Witte & Herbers" in Hamm gegründete und bis 1890 mehrmals umfirmierte "Westfälische Drahtindustrie" (Kurzbezeichnung WDI) trat im Jahr 1911 dem Verband des Krupp-Konzerns bei, blieb aber weiterhin ein selbständiges Werk der Draht- und Stahl-Industrie. Nach Inflation und Wirtschaftskrise in den 1920ern kam es nach der Machtergreifung durch die NSDAP und die schon bald anlaufende Kriegsvorbereitung zu einer leichten Konjunkturerholung bis zum Kriegsausbruch 1939. Erst 1947 (zwei Jahre nach der Kapitulation) wurde bekannt, dass das Hammer Werk als Nummer 117 der "Reparationsliste" zur Demontage vorgesehen war. In gemeinsamem Bemühen erreichten 1949 die Stadt Hamm, Vorstand und Betriebsrat der WDI und insbesondere Kunden und Lieferanten die Streichung des Werks aus der "Reparationsliste". Bereits 1951 wurde der direkt nach Kriegsende begonnene Wiederaufbau des Werkes abgeschlossen. Die seit 1872 als Aktiengesellschaft geführte WDI erzielte 2021 mit mehr als 1.200 Mitarbeitern einen ("inflationären") Umsatz von rund 840 Millionen Euro.
Quelle: Mit freundlicher Genehmigung für die "Weiterverwendung des Textes" aus der "Motiv-Sammlung" eines verstorbenen Philatelisten.