Nach der erneuten Portoerhöhung zu Samstag, dem 1.9.23, herrschte in ländlichen Regionen Markenknappheit, so auch im 7.500 Seelenstädtchen Warendorf im Ostwestfälischen. Mit mehr als einem Dutzend Kirchen und Kapellen, einem Vielfachen an Restaurationen und "Biergärten, dem Westfälischen Landgestüts der preußische Gestütsverwaltung und der 1887 eröffneten Eisenbahnlinie Münster–Warendorf–Rheda nebst späterem Anschluss der Strecke aus Beckum war Warendorf ein beliebtes Ausflugsziel für Sonntagsflanierer. Kein Wunder also, dass auch das (Zustell)Postamt in Warendorf Sonntag nachmittags geöffnet war. In Ermangelung des noch nicht eingetroffenen 75 Tausend Aufdruckwertes (Mi. 287, 288) wurden Fernbriefe an diesem ersten Sonntag im September komplett barfrankiert. Die Barzahlung wurde dokumentiert durch einen violetten, einzeiligen Setzkastenstempel: Gebühr bez. mit strahlenförmigem Zierstück links und rechts, der mit Rotstift umrandet wurde. Die Bareinnahme wurde hier vorschriftswidrig weder durch Hinzufügen des Betrages noch durch die Signatur des Postbediensteten bezeugt. Es erfolgte nur der Abschlag des Tagesstempels mit Uhrzeit "6-7 N".